Hop on Rauhnacht

 INTERVIEW Hop on Rauhnacht

Fragen von Silvia Thurner an Ulrich Gabriel zum Projekt, hop on Rauhnacht, e-mail Interview, am 3.11.2024 

  • Ein großes Interesse von dir als Leiter des Kontaktchores gilt dem ungehemmten und humorvollen Einsatz der Stimme. Wie gerne und ausgiebig arbeitet ihr an den Prinzipien der Alexandertechnik von ‚stehen-gehen-sitzen‘?

Sehr gern, derzeit leider etwas zuwenig, infolge Einstudierung Hop on.

  • Beim letztjährigen Projekt „1001 Heimat“ habt ihr bekannte Lieder und Schlager in mehreren Sprachen gesungen. Das aktuelle Projekt geht meiner Einschätzung nach ziemlich weit darüber hinaus. Was waren deine Überlegungen bei der Ideenfindung von „hop on“?

Ich will mit dem in der Natur begründeten Lichtwechsel am 21. Dezember mit der Sonnenwende neben das konsumistische Weihnachtsfest einen neuen zusätzlichen kulturellen KONTAKT in dieser Zeit anbieten. Dieser sich jährlich am selben Datum wiederholende natürliche Anlass gibt die Möglichkeit über mehr, z.B. über Lux aeterna und den Lauf der Welt im Universum nachzudenken und künstlerisch aktiv zu werden. Der 24. Dez. und sein Drumherum ist ziemlich inhaltsleer geworden. Die müde & alt operierende katholische Kirche hat das von ihr 381 n.C. als Dogma verordnete und verortete Geburtsfest ihres Gottes1) an Konsumismus und Kommerz ausgeliefert. Apparate haben keine Träume. Als Moderator tritt bei uns folglich KI (AI) auf. Da stirbt sogar Stanley Kubriks für „2001 Odyssee im Weltraum“ erfundene Bordcomputer HAL weg.

  • Die hop on Rauhnacht ist musiktheatralisch aufgebaut. Die Mitwirkenden, durchwegs echte Amateure, haben einen fantasiereichen assoziativen Traum. Welche grundlegenden Gedanken sind dir bei der formalen Konzeption des Stückes durch den Kopf gegangen?

Unendliche. Sie hier nur einfach aufzuzählen ist unbefriedigend. Ich habe viele Ideen, Gedanken, Märchen, Science-Fiction, Sagen, Hinweise, Faktisches usw. im Stück verpackt, oft doppelbödig. Aber der doppelte Boden reicht da nicht aus. Wenn Du die Welt von der Einfältigkeit ins All öffnest, bedankt sich das Gehirn und liefert und liefert. Ich könnte inzwischen viele solche Hop on Programme machen. Rhizome, Fraktale, Fleckerl- und Fetzenteppiche. Basis dieses arbeitsintensiven Stücks sind risikofreudige offene Mitwirkende die über sich hinausgehen, weil sie vor allem der Weg interessiert. Die haben wir. John Cage sagte einmal, ihn habe weniger die Aufführung  als die Einstudierug interessiert, die eigentliche künstlerische Arbeit passiere beim Proben. Da hat er wohl recht. Jetzt haben wir immerhin noch ein paar Wochen.

  • Das Stück beinhaltet zahlreiche musikalische Anspielungen, z.B. erklingt der berühmte Walzer von Schostakowitsch, die berühmte Polka „Rosamunde“, Boney M über „Major Tom“ und Stephan Eichers „Campari Soda“ bis hin zu einer kurzen Sequenz aus Mozarts Requiem. Nach welchen musikalischen Gesichtspunkten ist das Stück zusammengestellt?

Ein musikalisches Kompott zu kochen. Popularmusikalische, künstlerische, musikhistorische, experimentelle Elemente, respektlose Stilvielfalt ohne Wertung, aber nicht wertlos nebeneinandergestellt, vor allem körperliche Lebendigkeit, Satire und Humor gehören da dazu. Bienen und Grillen. Das bunte Rauschen der Unmöglichkeiten. Das nebeneinander Gelten lassen von fast allem und jedem im Werk, Kultur mit Mut, mit „rinks und lechz“ (Jandl), den Demokratten entgegen.

  • Welche Überlegungen haben zum Titel „hop on Rauhnacht“ geführt?

Hop on hab ich dem Städtetourimus entnommen, als ich in Triest vor zwei babylonischen Kreuzschiffen stand. Rauhnächte gibt’s ja schon lang, vor allem traditionelle (Perchten) und esoterische. Unsere Rauhnacht ist ein flotter musikalischer Hokuspokus mit Blaulicht.

  • Die hop on Rauhnacht beinhaltet auch zahlreiche gesellschaftskritische Anspielungen. U.A. die Sprech- und Singübungen der Untoten, Icon of the Seas als Filmprojektion, HAL, der Turm zu Babel. Zieht sich durch alle assoziativen Stationen irgendwo ein roter Faden durch?

Nein, dem bin ich bewusst ausgewichen, der rote Faden ist eine Gefahr fürs Schöpferische. Haydn z.B. beginnt die Schöpfung mit der Vorstellung des Chaos.

  • Der Geist Gottes schaut öfters einmal vorbei und in direktem Anschluss erklingt eine Katzenmusik namens Maneki neko, die winkende Katze, die als Glücksbringerin weltberühmt ist. Welche Zusammenhänge möchtest du herstellen?

Keine. Oder besser sag ich nach Nietzsche „Alle und Keinen“. Maneki neko war die Gelegenheit für eine neue im Jazzstil nachempfundene pentatonische Komposition mit Pfötchen.  

  • Der Traum endet völlig losgelöst im Licht, also positiv. Soll das Stück auf mehr auf humorvolle Art unterhalten oder auch ein fantasiereicher Trip mit gesellschaftspolitisch kritischen Inhalten sein?

Beides. Politisch ist es ja brav, da hätt‘ ich noch Anderes auf Lager. Die Politik ist ein Bremsklotz, der ver rückt und Masken aufsetzt. Mich lockt die Auseinandersetzung mit der Form. Letztlich macht sie den Inhalt. Das Wichtigste ist Mut zur Auseinandersetzung. „Solange du nicht zu steigen aufhörst, hören die Stufen nicht auf“ (Kafka).

  • Rolf Aberer hat alle Playbacks arrangiert, die professionell eingespielt wurden. Heißt das, dass die Chorsänger:innen von Zuspielungen „begleitet“ werden?

Ja. Begleitet und zur individuellen Umsetzung herausgefordert. Musiker konnten wir uns keine leisten. Rolf Aberers musikalische Arbeit mittels Playback ist hier unersetzlich. Ohne ihn wäre dieses Stück für mich undenkbar.  

  • Gibt es Instrumente auf der Bühne oder agiert der Chor „a capella“?

Zwei Kochlöffel, einmal Klavier, einmal Handorgel, vier a capella Stücke sind auch dabei, eine KI-Stimme, ein ferngelenkter Staubsauger mit Blaulicht.

  • Beim Durchsehen der Verbal-Partitur sind mir Otto M. Zykan, Dieter Schnebel und auch dadaistische Künstler wie Kurt Schwitters eingefallen. Wo liegen deine Vorbilder für dieses Stück?

Alle Genannten, Zykan besonders, da gibt’s noch mehr, Anton von Webern auch Literaten wie Joyce oder Wissenschafter wie Jan und Aleida Assmann, undundund … Volkslieder wie die 1000 Plateaus von Guattari/Deleuze … Kafka, Philipp K. Dick, Lem genauso wie der gute Mond.

  • Vor kurzem hat sich der Spielbodenchor aufgelöst. Sind von dort Sänger:innen zum Kontaktchor gestoßen?

Nein.

  • Mitwirkende sind der Kontakt- und der Achchor. Wie viele Akteur:innen werden auf der Bühne mitwirken?

36 auf drei mal zwölf aufgeteilt.

  • Die beiden Chöre verstehen sich als lockere Singgemeinschaften, die mit ein- und zweistimmigen Liedern eine niederschwellige und unkomplizierte Unterhaltung suchen. Dieses Stück fordert von den Mitwirkenden viel Einsatzbereitschaft. Machen alle mit?

Natürlich sind nicht immer alle auf jeder Probe, aber nach wie vor ist das Engagement JEDER UND JEDES Einzelnen sehr hoch. Es ginge gar nicht anders, die Herausforderung ist groß. Das Ärgste ist aber: wir können nur ein einziges Mal, nämlich am Tag vor der Aufführung im Spielboden proben. Hop on. Na seawas.

  • Was ist „Üsa ländle“? Meinst du „Mi Hämatle“?

Ja, das ist  - eine 6 Min. Hommage an eine von Gerolds Kompositionen 1981, realisiert mit der damaligen ORF-Bigband, u.a. die wir einspielen. Bei uns heißt sie Umnachtung und wird mit 36 im All erwachenden Untoten, dem „Nachtvolk“, mittels rein körperlicher Improvisation umgesetzt.

Ein weiterer Abschnitt bezieht sich auf das „Albtraummännlein“ von Gerold Amann. Du notierst in einer Fantasiesprache. Gerold hat in seinem Albtraummännlein (2000) allseits bekannte Sprachlaute verwendet für seine „Rede des Albtraummännleins“. Hast du die Idee des Albtraummännleins in eine eigene Fassung gebracht?

Nein. Es ist ein kurzes unverändertes einminütiges Gerold Amann-Zitat aus dem Manuskript, hab nur den Titel verändert („Schimpf“) und den Text auf drei Gruppen aufgeteilt. Übrigens moderiert zu Beginn KI, zum Beispiel so:

„Diese Rauhnacht ist ein ferngelenkter Staubsauger. Sein Weg ist programmiert, sein Auge ein Blaulicht. Künschtlich ist seine Intelligenz, Sauberkeit sein Motiv. Als mobiles Maschinenglump holt er das sagenumwobene Nachtvolk aus seiner abgeträumten Heimat und schickt es, bis ins NIchts verlangsamt, in die Umnachtung. Dort wird es von vorbeisausenden alten Musikbrocken zu einem Fetzenpotpourri zusammengesungen. Auch der Geist Gottes schaut vorbei, der ungläubige Thomas landet mit Campari Soda in der Rauhnacht beim Helldunkelfest. Das Kanondrom Mars Merkur Uranus, verzauberte „Gänse im Haberstroh rast durch die Nachtblindheit. Weiße Katzen winken. Marshallerballett, Bierfasspolka und der Turmbau zu Babel brüllen mit Metallica „Lux aeterna!“ Die Zeit springt. Time Warp. Achgold gebiert Wassergeister. Stanley Kubricks HAL 9000 stirbt zuletzt mit Hänschen klein und Boney M im Kreuzschiff. Icon oft he seas. Der Wagen rollt. Ein Gerippe hockt hoch auf dem gelben Wagen und trabt im Time Code. Im Plastikregen lenkt Major Tom den tönernen Fetzenteppich retour ins All. Mozarts Tuba bläst zum Play back. Sektglas wird Stundenglas.  Kein Christbaum nirgends, kein Vanillekipfele. Wer nicht mitkommt, bleibt sitzen.“  

 1)  zitiert aus: „Enthüllungen über Holle, Percht und Christkind. Eine kleine Kulturgeschichte des Weihnachtsfestes“, von Renate Reuther. Engelsdorfer Verlag. Leipzig 2025, S 14

 

 

Stein & Garten

 

I würf dr ou amol an Stuo in Garto! 

Ich habe keinen Garten.

 

 

 

 

 

 

Zauberspruch

 

Füße Trampeln Schenkel klopfen

7 große Wassertropfen

Arme kreisen 2x bellen 

Sich auf beide Beine stellen

Hände reichen, bisschen schwätzen

Dann sich leise wieder setzen

Ohren auf und Augen zu

5 x Muhen wie die Kuh

Jetzt folgt ein lautes Gähnen

Plötzlich tönen die Sirenen

Wir sind soweit zählt 1 2 3

Fertig ist die Zauberei

 

 

 

Der verdrehte Schmetterling

En Metterschling
Mit flauen Blügeln
Log durch die Fluft.
Er war einem Compter entnommen
Dem war was dureinander gekommen,
irgendein Drähtchen
irgendein Rädchen.
Und als man es merkte, da war’s schon zu spätchen,
da war der Metterschling schon feit wort,
wanz geit.
Mit lut er teid.

(aus: Das Sprachbastelbuch, S 78)

 

Hop on Rauhnacht 

Dieses Stück ist ein Ausnahmefall, ein neuer inhaltlicher Schwerpunkt für den Chor, für die Musikszene , neue musikalische  und sprachliche Versuche wie z.B. Textexe (textexperimentelle Musiktexte), KI als PC-Moderator (Kunstschädel), Klassikverschnitte („Fetzen“), ungewöhnliche Klang-Mischungen, Collage verschiedenster Musikstile, Gesamtkunstwerkaspekte, Musikteile aus Vergangenheit und Gegenwart als Erzählung, Schnitte und Verschnitte, halbszenische Teile, Amateuriade ohne Noten. Eine professionell elektronische geschaffene (Rolf aberer) playback Musikband begleitet und steuert Gesang timerorientiert. Hier erzählt nicht Sprache sondern collageartig zusammengefügte Musikteile, Sprachlaute, Geräusche bieten dem Empfänger einen unsichtbaren „roten Faden“ als Inhaltsgerippe an, der im  Kopf mit eigenen Ideen in jeglicher Form gefüllt werden kann, eine Geschichte , die, wenn gewollt, auch individuell erfasst (verstanden), d.h.  selbst erfunden werden kann.  

Das Stück versteht sich als musikalischer Fetzenteppich (Fleckerlteppich).Volksliedteile, Experimentelle Musik, Dramaturgien, Stimmenteile, ungeordnete Eigenbewegungen der Sänger (Umnachtung) sind unganze Fetzen, die aus einem fiktiven klingenden Meteorschauer im All für dieses Stück eingefangen wurden. Seit ihrer Geburt schwirren sie als  Musiksternschnuppen (untote Perseiden?) im Universum herum. Jetzt wurden sie zum Wintersonnwendpotpourri zu einem lebenden Ganzen zusammengerufen, eingebaut in einen neuen naturkulturellen Rahmen (Sonnwendwechsel), der hierzulande wenig Beachtung findet. Licht gegen Finsternis ist das Thema beim Helldunkelfest.

Das Einmalige des LIchtwechsels am 21. Dezember führte logischerweise auch zum Entschluss das Stück nur einmal, eben am 21. 12. aufzuführen. Von den vier Sonnenwechseln im Jahr wird nur der Winterbeginn durch ein religiös motiviertes Geburts- und Familien und Geschenkefest weltweit „überdrüber“ kommerziell überlagert. Davon abgesehen sind traditionell kreative alte Perchtenfeste und- rituale zu Licht/Dunke/Rauhfeste in der Nachbarschaft rundum zu finden Mit hop on soll ein neues musikalisches Kulturfest eingeführt werden, das sich an der Begegnung Hell mit Dunkel orientiert und den einmaligen natürlichen Lichtwechsel der Jahreszeiten zum Anlass nimmt auf das geophysikalische  Faktum kulturell hinzuweisen. Mit ins musikalische Spiel genommen werden Volkssagen (Nachtvolk, Poppa u.a.), das All (Universum, Sterne), Ergebnisse neuerer technischer Entwicklungen (Musikproduktion, Weltraum, KI, Elektronik etc.) vom Volklied bis Metallica. Das ist bei weitem noch nicht alles, was sich hinter dieser Aufführung verbirgt.

 

Übe

 pfelni struhinal püfelns restduka umei ch di evölenwip gele in schwe dua nenhau ige nimwal dewar uch tenurb alderuh rallengi est

 

zwei halbzeiten

die erste auf der birkenwiese fcd gegen imst, ein großer radler und eine weiße mit senf: 0:0 stands in der pause

die zweite im classic circus berlin am viehmarkt, wir waren 12 und  applaudierten 3 kamelen mit 6 höckern, die das im kreis gingen und sich drehten. ich gehe nur wegen diesen wunderbaren kamelen der zirkus war warm und leer, das war traurig für die stadt. die 3 und´der circus hätten ein volles haus verdient. das war übrigens am samstag, 12.10.2024, als der pluto gerade den steinbock verlassen hatte, wie silke mitgeteilt hat. ich bleibe hoffentlich noch lang im steinbock.

 

Sunn

Sunnundulun wulb blumw lewrouchim seebelseenwotr loo gloogneelbendrasenwere hulmi hulmi hemdlendring lingsdrezensiii minider schrobschremmi oooo ooo Ograisylypuhu ewrouchim seebelseenwotr loo gloogneelbendrasenwere Chatsch aldischse Ol änd ollandenbei ribarenschrak hrak hrak. Sackibeil suckemschreich wwwwai wwwai wwai zru jo lngnsif Bringsmittnmi Chrit chrdrmn chdrmn Chatsch aldischse Ol änd ollandenbei ribarenschrak Das Maglma hannsaa wanpoiuzzz Dru koleee koola kuutzmigencc drtsch mena

Von meinem heiphone 05012023 gesendet

 

Der Wagen rollt

Derzeit proben wir (Kontaktchor und Achchor) für den 21. Dezember die Musikparodie "HOP ON RAUHNACHT Wintersonnwendpotpourri  Klänge von drüben": Mit dabei ist auch das Lied "Hoch auf dem gelben Wagen". Ich habe es bereits 1988 in Anlehnung an Baumbach / Höhne umkomponiert und mit historischer Ironie versehen. 

 

Aufklärung für übereifrige Nazischlaue:

"Hoch auf dem gelben Wagen" ist kein Nazilied. Dabei handelt es sich um ein volkstümliches deutsches Lied, dessen Text 1895 von **Rudolf Baumbach**, einem Lyriker und Schriftsteller, verfasst wurde. Die Melodie wurde später von **Heinz Höhne** komponiert. Das Lied beschreibt eine fröhliche Kutschfahrt durch die Natur und hat einen unbeschwerten, romantischen Charakter. Während der NS-Zeit nutzte das Regime viele volkstümliche und traditionelle Lieder für ihre Zwecke, um eine völkische und nationale Stimmung zu verbreiten, doch "Hoch auf dem gelben Wagen" war nicht explizit ein nationalsozialistisches Lied. Es wurde jedoch wie viele andere Lieder in dieser Zeit gesungen, was den Eindruck erwecken könnte, dass es mit dem Regime in Verbindung stand. Historisch betrachtet hat das Lied jedoch keinen direkten Bezug zu nationalsozialistischer Ideologie. (Zitiert aus ChatGPT) 

 

 

Ockhams Rasiermesser

Die einfachste Erklärung ist immer die wahrscheinlichste 

 

 

 

parl am end

 

 

 

Klatsch links 

 Klatsch rechts

  Klatsch Tatsch!

 (Kinder-Bewegungsspiel von mir erfunden)

 

 

 

 

Hu,Hu, da schaut eine alte Hex heraus
So beginnt die zweite Strophe des Liedes "Hänsel und Gretel" (um 1900). Das Märchen geht auf die Brüder Grimm (1785 - 1850) zurück. Herr des Pfefferkuchenhauses  (1. Strophe) ist die alte Hex.
Interpretation:  Die alte Hex ist ist weder eine Frau noch sonst ein materielles menschliches Wesen, ist im Grunde genommen ein körperloser Psychoschreck. Bei "Gauls Kinderlieder" taucht die alte Hex als schwarzer Tuchfetzen, der plötzlich aus der Märchenkiste saust. Das essbare Pfefferkuchenhaus ("Knusper knusper Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen") steht für die süße Verführung zum grenzenlosen Konsumismus.
Wer im "Häuschen von Pfefferkuchen fein" zu leben "probieren" will, scheitert letztlich an sich selbst, wird gefüttert bis er dick und fett ist, dann im Ofen "braun wie Brot" gebacken und gefressen. Die Kinderfresser-Metapher lebt wie bei Kronos, Vergniaud (Die Revolution frisst ihre Kinder), dem Kindlifresserbrunnen Bern und anderen* auch im Märchen von der Angst. Der (körperlose) Psychoschreck Hexe, hat die Rolle der Angstmacherin verordnet bekommen. Gestaltlos selbst hat sie mit Frau nichts zu tun, lockt die hungrigen Kinder mit Süßigkeiten ins Pfefferkuchenhaus, um sie braun wie Brot braten zu können und zu verspeisen. Hänsel packt die Angst. Noch ist Hänsel zu mager. Sein Glück. (aktual. 13.10. 24)

 

 

Tunkel he ut satz!

Binzgra dra uf ins dransasam tsstöhn mich stö höhnen. Mi chan diefiel Endunke L zu gewöhn Mari a Ria heit Hei Hei breit aus weitdei Mensa mantel Trampel tarantella schil Dundsch undar unga Rauspat ron ingü teunsall Esamt be Hü te Hüttenzau beralasakra muntile grüssgotthe rrrrrhöss drunten Inder wid Abgassesteuer 

Von meinem iStone 110232023  gesendet

 

 

sau spät
Licht zieht dunkle Bläue über
ohne zu fragen
Himmel Haummel
Hammel wartet schon im Westen  
Da frag ich Dich:
Wie lang reichts noch?
Heut auf jeden Fall, sagst Du. 
Kafka ist bereits im Bau
verschwundn hinterm seim Stein
tief im Boden höhlt er
In Amerika
sucht Franz seinen vergessenen Schirm
und lässt seinen Koffer am Deck stehen
mich drückt bisi
immerhin ein Lebesnszseichn
Abends im Keller
„Wenn’s abends dämmert in dem kleinen Städtchen“
singt Papa zur Gitarre
er braucht nur zwei Akkorde
„dann gehn spaziern die Burschen und die Mädchen“
zwei Akkorde
mehr brauchts ja auch nicht
D-Dur und A- ADur
manchmal die G seite
mit dem Daumen
manchmal
wenns besser klingt
so endet der Tag nicht  
Er bleibt
231122

 

Kanondrome
Ein Kanon mutiert zum Kanondrom. Erklingt er, beginnt er sich zu drehen und zu schweben. Fliegt als ganze klingende Gruppe. Der Antrieb des Kanondroms ist der Gesang, der kein Ende hat und irgendwo am akustischen Horizont verschwindet. Ein Kanondrom kann schneller, langsamer, höher, tiefer, disharmonischer, bis zur Kakophonie oder zur unerträglichen Harmonie werden. Das Nachtvolk schaut zum Himmel und sucht dort die genannten Planeten, geht umher.
Mars, Merkur, Uranus, Antares, Sirius,
Ursa minor, Pa֍vo, Orion, Dora֍do,
Alpha centau֍ri, Phö֍nix, Fuchs֍֍
Crux, Draco, Leo, Camelopardalis
Sko֍rpion, Luchs. 
Das Universum reagiert. Der Kanon beschleunigt, dreht sich immer schneller, rast, bricht plötzlich ab, alle Gestalten erstarren, verkrümmen sich, vereisen!  Einige liegen am Boden, verharren in unbeweglichen Positionen. Akustische Cluster, Stimmendurcheinander, glissandos abwärts:
Grundlage: © Mel: Anonymes Volkslied 3 Gäns im Haberstroh), Neuer Text: Ulrich Gabriel (neu), M: Arrangement Rolf Aberer (neu)

 

 

Der siebte Tag
Wir lernen es überall, in der Schule, von den Eltern, im Betrieb und in Sonntagsreden. Das Wichtigste im Leben sei die Arbeit. Ohne Arbeit gibt es demnach gar kein richtiges Leben. „Bete und arbeite“, lautet die Benediktinerregel. Immerhin ist da noch Beten dabei. „Arbeit war sein ganzes Leben“, steht auf der Todesanzeige des braven Mannes. Sonst hat er nichts erlebt?, ist man versucht zu fragen. „Die Arbeit, sie erhält, die Arbeit sie bewegt die Welt, die Arbeit hoch, die Arbeit hoch!“, lautet der Refrain im „Lied der Arbeit“. Erhält sonst nichts? Bewegt sonst nichts? „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ meint ein Volksspruch. Bleibt immerhin noch das Trinken. „Wer nur den lieben langen Tag ohne Plag, ohne Arbeit, vertändelt, wer das mag, der gehört nicht zu uns!“, sangen einmal die Schulkinder im Schulliederbuch und verpassten dem „Faulen“ die Rote Karte.  „Schaffa, schaffa, spära, husa …“ Sogar die Katze sollen wir verkaufen und selbst vor die Mauslöcher hocken, rät uns ein Vorarlberger Sprichwort. „Im Schweiße deines Angesichtes sollst Du dein Brot verdienen“, lehrt die Schöpfungsgeschichte. Arbeitshäuser, Arbeitslager, Arbeitsämter, Arbeitsvermittler, Arbeiterheime, Arbeitsurlaube, Arbeitsstunden, Arbeitsessen, Arbeitssüchtige, Arbeitssuchende, Arbeitstiere, Arbeitslose, die Aktion Mitarbeit, alles wird über die Arbeit definiert, sogar an der Bar wird gefragt: Was machen Sie denn, wenn ich fragen darf?– „Ich trinke Uhudler“  - Wie? –  Ich meine, ihre Arbeit, ihren Beruf?. Kannst du nichts angeben, ist das peinlich. Wir arbeiten ab, arbeiten auf, arbeiten um, arbeiten mit, arbeiten nach, arbeiten vor, arbeiten ein, arbeiten aus, arbeiten fein, arbeiten schwer, arbeiten zu, arbeiten morgens, arbeiten mittags, arbeiten abends, arbeiten nachts. Die neben uns machen das auch so und die vor uns haben es auch so gemacht. Aber was wird mit denen nach uns sein?  
Paul Lafargue nannte 1883 die Arbeitssucht als „geistige Verirrung“. Er verfasste den Essay „Das Recht auf Faulheit“ und schrieb: „Selbst Gott, der Allmächtige, gibt seinen Verehrern das erhabenste Beispiel idealer Faulheit: nach sechs Tagen Arbeit ruht er auf alle Ewigkeit aus.“